Der Immobilienmarkt ist in Bewegung. Doch allzu dramatisch werden die Veränderungen wohl nicht, meinen einige Experten. Ein Crash könne aus mehreren Gründen verhindert werden.
Die Zinsen steigen, genau wie die Preise für Baustoffe und Handwerker, dazu die Inflation und generell herrscht eine eher unsichere Lage. Das tut dem Immobilienmarkt zwar nicht gut, doch die Nachfrage sei immer noch hoch genug. Das sagt zumindest Vonovia-Chef Rolf Buch. Die Aktien seines Unternehmens brachen innerhalb von 12 Monaten zwar um 40 Prozent ein, doch die Immobilien, die Vonovia zu marktgerechten verkaufen möchte, stoßen auf sehr starkes Interesse.
Ähnlich äußert sich Christian Sauerborn, COO des Immobilienbewerters Sprengnetter, Haufe gegenüber: „Ob 25 oder fünf seriöse Käufer auf dasselbe Objekt warten, ist im Grunde irrelevant.“
Vonovia Chef sieht starkes Interesse an zum Verkauf stehenden Immobilien.
Steigende Zinssätze und hohe Inflation schüren Angst vor einem Immobiliencrash. Rolf Buch, Chef von Europas größtem privaten Wohnungsunternehmen Vonovia, sieht jedoch für den deutschen Markt keinen Grund zur Sorge. Die Nachfrage nach Vonovia-Immobilien, die zum Verkauf stehen, sei hoch.
In den USA kühlt sich der Immobilienmarkt ab, die Hauspreise in den USA sind deutlich gefallen. Steht das auch dem Immobilienmarkt in Deutschland bevor? Vonovia -Chef Rolf Buch (57) rechnet nicht damit. Er sieht für die rund 66.000 zum Verkauf stehenden Wohnungen des Immobilienkonzerns im Gesamtwert von rund 13 Milliarden Euro eine starke Nachfrage. „Wir haben selten ein solch starkes Interesse an Immobilien gesehen, die wir zum Verkauf anbieten“, sagte der Vorstandvorsitzende der Nachrichtenagentur Bloomberg am Mittwoch. Anders als einige mahnende Stimmen, sieht der Manager für den deutschen Immobilienmarkt kein Crash-Risiko. Zu den zum Verkauf gestellten Immobilien gehören laut Buch Mehrfamilienhäuser in deutschen Großstädten, wie München, die typischerweise wohlhabende Käufer, Familien und Kommunen anziehen würden.
Dies geschieht zu einer Zeit, in der steigende Zinssätze und Inflation die Angst vor einem weltweiten Immobiliencrash schüren. Die Regierung von Bundeskanzler Olav Scholz habe eine Reihe von Maßnahmen versprochen, um die Haushalte zu unterstützen, sagte Buch. Dies bedeute, dass Mieter weiterhin in der Lage sein werden, ihre Zahlungen zu leisten.
Deutschland ist vor allem aufgrund seiner Abhängigkeit von russischem Gas stark von der Energiekrise betroffen. Verringerte Gaslieferungen haben die Energiepreise in die Höhe getrieben und belasten die Haushalte mit zusätzlichen jährlichen Kosten von bis zu 1000 Euro.
Aktien von Wohnungsvermietern brechen ein
Zins- und Inflationsängste spiegeln sich auch am Aktienmarkt wider: Die Aktien der deutschen Wohnungsvermieter verloren in den vergangenen Monaten kräftig an Wert. Die Papiere von Vonovia sind in den letzten 12 Monaten um mehr als 40 Prozent eingebrochen.
Für Vermieter könne es aktuell sinnvoll sein, bestimmte Vermögenswerte zu verkaufen, sagte Buch weiter. Mit dem Erlös könnten Schulden getilgt beziehungsweise Aktien zurückgekauft werden, die derzeit mit einem Abschlag zum Wert der Immobilien gehandelt würden. Vonovia werde aber die Immobilien nicht unter dem Marktwert verkaufen, geschweige Notverkäufe machen, machte Buch klar.
Die Nachfrage nach deutschen Wohnungen stützt dem Manager zufolge weiterhin die Immobilienwerte. Während in einigen Großstädten wie Frankfurt und München die Preise für Eigentumswohnungen in diesem Frankfurt und München die Preise für Eigentumswohnungen in diesem Jahr um 5,9 bis 7 Prozent gesunken sind, haben andere Städte wie Berlin und Köln einen leichten Anstieg verzeichnet, so eine Mitteilung des Online-Immobilienmaklers Scout24.
Knapper Wohnraum treibt Nachfrage weiter in die Höhe
„Wir sehen eine große Knappheit an Wohnraum, vor allem in den großen Städten. Und die Nachfrage steigt weiter an“, sagte der Vonovia-Chef. Deshalb erwarte er, dass die Preise mindestens stabil bleiben werden. „Seit den 70er Jahren sind die Immobilienwerte in Deutschland nicht wirklich gesunken, sondern stetig gestiegen“, fügte er hinzu. Im vergangenen Jahr war dem Konzern die mehrheitliche Übernahme von Deutsche Wohnen geglückt, Deutschlands zweitgrößtem Vermieter. Zudem wurde Vonovia vor wenigen Monaten zum größten Aktionär beim Branchenrivalen Adler Group, der in schweres Fahrwasser geraten war. Vonovia sicherte sich im Wege der Pfandverwertung einen Anteil von 20,5 Prozenten dem Konkurrenten.
Adler ist in das Visier der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) geraten, nachdem die Immobiliengesellschaft im Oktober erstmals unter Druck des Leerverkäufers Fraser Perring geraten war. Sein Researchdienst Viceroy hatte schwere Vorwürfe gegen Adler erhoben, darin ging es unter anderem um die Bewertung von Immobilienprojekten. Adler hatte die Vorwürfe stets zurückgewiesen.