Zahl der Zwangsversteigerung teils um 66 Prozent gestiegen
29. August 2022Weiterer Einbruch im Wohnungsneubau
12. Oktober 2022Die Bauzinsen bleiben volatil
Aktuelle Bauzinsen – Entwicklung
Nach einer Delle im August sind die Zinsen für Hypothekenkredite mit zehnjähriger Laufzeit wieder bei rund 3% p.a. angekommen. Die im Rahmen des Trendbarometers vom Finanzvermittler Interhyp befragten Experten rechnen angesichts der zu erwartenden Straffung der EZB-Geldpolitik zum Jahresende mit einem Zinsniveau von bis zu 3,5%.
„Nachdem die Zinsen im Juli und der ersten Augusthälfte um rund 0,7 Prozentpunkte nachgegeben haben, sind Baudarlehen zuletzt wieder etwas teurer geworden“, erklärt Mirjam Mohr, Vorständin Privatkunden beim Baufinanzierungsvermittler Interhyp. Anfang September müssen Immobilienkäufer und -käuferinnen für einen Hypothekenkredit mit zehnjähriger Zinsbindung wieder rund 3% auf den Tisch legen.
Für die künftige Zinsentwicklung schauen die Marktbeobachter genau auf die Politik der Europäischen Zentralbank (EZB), die kommenden Donnerstag über weitere mögliche Schritte zur Inflationsbekämpfung entscheidet. Beim Notenbank-Symposium im US-amerikanischen Jackson Hole am vergangenen Samstag schlug EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel erstaunlich resolute Töne an. Die Zentralbank müsse kraftvoll handeln, um die Inflationserwartungen in den Griff zu bekommen, sagte Schnabel. Sie müsse verhindern, dass die Menschen beginnen, an der langfristigen Stabilität ihrer Währungen zu zweifeln.
Im EZB-Rat gewinnen die Falken die Oberhand
„Schnabels Rede kann als das Fundament für einen Neustart der geldpolitischen Ausrichtung der EZB interpretiert werden“, analysiert LBBW-Chefvolkswirt Moritz Kraemer. Eine große Zinserhöhung um 75 Basispunkte bei der EZB-Ratssitzung am 8. September erscheine damit nun mehr und mehr wahrscheinlich. Im EZB-Rat haben laut Kraemer inzwischen die Falken, also die Anhänger einer restriktiveren Geldpolitik, die Oberhand gewonnen.
„Die Rhetorik der Notenbanken deutet darauf hin, dass die Straffung der Zinspolitik ungeachtet möglicher wirtschaftlicher Schäden fortgeführt wird“, befürchtet Interhyp-Vorständin Mirjam Mohr. Denn die Konjunkturdaten sehen zunehmend schlecht aus, was eigentlich gegen eine Zinserhöhung sprechen würde. Im zweiten Quartal 2022 wuchs das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland laut Statistischem Bundesamt um mickrige 0,1%. Für den Winter prognostiziert die Bundesbank eine Rezession.
Eine Zinserhöhung bringt neue Gefahren mit sich
„Die Inflation in Deutschland bleibt weiter hoch und der Wegfall der bisherigen Maßnahmen der Regierung, darunter der Tankrabatt und das 9-Euro-Ticket, verschärfen die Inflationssorgen“, sagt Jörg Haffner, Geschäftsführer des Maklerpools Qualitypool. Auch er sieht einen weiteren Zinsschritt der Zentralbank daher als wahrscheinlich an. „Zugleich vergrößert die EZB aber mit einer Zinserhöhung das Risiko, dass sich die Situation hochverschuldeter südeuropäischer Staaten, insbesondere Italiens, verschlechtert und der Zusammenhalt der Eurozone auf dem Spiel steht“, mahnt Haffner.
Ein Großteil der monatlich im Interhyp-Bauzins-Trendbarometer befragten Expertinnen und Experten geht inzwischen davon aus, dass die Bauzinsen trotz Konjunkturabschwung nicht nachhaltig sinken werden. Bis Jahresende halten die Befragten einen Anstieg der zehnjährigen Hypothekenzinsen auf bis zu 3,5% für möglich. Angesichts der großen wirtschaftlichen Unsicherheiten sind weitere Zinskapriolen aber nicht ausgeschlossen. Quelle: IZ.de