Die Bauzinsen bleiben volatil
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Die Zukunftsaussichten für den Wohnungsbau werden immer düsterer. Die Zahl von Bauprojekten, die aufgeschoben oder ganz storniert werden, steigt weiter. Die Fachleute des ifo Instituts sprechen von einer nie dagewesenen Stornierungswelle, die die Geschäftsaussichten der Branche auf einen historischen Tiefstand drückt.
16,7 Prozent der Unternehmen im Wohnungsbau waren laut einer Umfrage im September von Stornierungen betroffen – das sind 5,1 Prozentpunkte mehr als im Vormonat. Der Geschäftsklimaindex der Baubranche sackt daher ab und erreicht einen neuen Tiefstwert. Seit Ermittlung des Stimmungsbarometers 1991 waren die empfundenen Zukunftsaussichten noch nie so schlecht wie derzeit. Die Bauwirtschaft leidet unter Materialmangel: Rund jedes dritte Unternehmen klagt über Lieferengpässe. Dazu kommen die stark gestiegenen Kosten für Rohstoffe.
Stornierungen im Wohnungsbau
Die Stornierungswelle im deutschen Wohnungsbau wird größer. Im September waren 16,7 Prozent der befragten Unternehmen davon betroffen, nach 11,6 Prozent im Vormonat, wie aus der am Dienstag veröffentlichten Umfrage des Münchner Ifo-Instituts hervorgeht. „Aufgrund der explodierenden Material- und Energiepreise sowie der steigenden Finanzierungszinsen ist die Planungssicherheit dahin“, sagte Ifo-Forscher Felix Leiss. „Die Baukosten steigen immer weiter. Für einige Bauherren ist das alles nicht mehr darstellbar, sie stellen Projekte zurück oder ziehen ganz die Reißleine.“
Die Geschäftserwartungen der Branche trübten sich nochmals ein: Das entsprechende Barometer fiel auf minus 53,2 Punkte. „Die Unternehmen verfügen im Schnitt immer noch über große Auftragsreserven, aber die Zukunftssorgen waren selten so groß“, sagte Leiss. „Die Erwartungen notieren auf dem tiefsten Stand seit Beginn der Erhebung 1991.“
Probleme bei den Baustoffen
Viele Unternehmen klagen zudem über Probleme beim Baumaterial: 32,7 Prozent meldeten hier Engpässe, im Vormonat August hatte der Anteil allerdings mit 36,4 Prozent noch höher gelegen. „Die Materialengpässe entspannen sich nur langsam und die hohen Energiepreise verteuern das knappe Material zusätzlich“, sagte Ifo-Experte Leiss. „Die Bauunternehmen müssen die höheren Beschaffungskosten an die Kunden weitergeben.“ Für die kommenden Monate seien daher „auf breiter Front weitere Preiserhöhungen geplant“.
Die enorme Kostensteigerung führt auch dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) dazu, dass viele Häuslebauer Abstand von geplanten Projekten nehmen. „Entweder die Projekte rechnen sich nicht mehr oder die gestiegenen Baupreise und Zinsen sprengen das Haushaltsbudget, das ohnehin schon durch die explodierenden Energiekosten enorm belastet ist“, sagte HDB-Hauptgeschäftsführer Tim Oliver Müller. „Die immer stärker werdende Zurückhaltung zeigt sich bereits in den rückläufigen Ordereingängen und im Anstieg der Stornierungen.“
Damit dürfte es für die Bundesregierung schwieriger werden, das ausgegebene Ziel von 400.000 Wohnungen im Jahr zu erreichen. Der HDB fordert eine massive Förderung beim Neubau und bei der Sanierung sowie steuerliche Investitionsanreize.
Quelle: FAZ.net