Heizen wird teurer: EU führt neuen CO₂-Preis für Gebäude ein
13. Juni 2025Klimaschutz im Wohnungsbau: Risiko oder Chance für Eigentümer?
Nachhaltigkeit im Bauwesen wird zunehmend zur Pflicht – politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich. Spätestens mit der Umsetzung der EU-Gebäuderichtlinie (EPBD) ab 2028 werden Bauherren in Deutschland verpflichtet sein, die CO₂-Bilanz ihrer Neubauten offenzulegen. Für viele private Eigentümer stellt sich die Frage: Werden Neubauten dadurch teurer? Lohnt sich nachhaltiges Bauen überhaupt noch – oder ist die Sanierung von Altbauten eine günstigere Option?
Eine neue Studie der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) liefert eine überraschende Antwort: Klimafreundliches Bauen muss nicht teurer sein – im Gegenteil.
Nachhaltig bauen – ohne Mehrkosten?
Die Studie analysierte 28 realisierte Wohnbauprojekte in Deutschland und verglich Baukosten mit deren CO₂-Bilanzen. Die zentrale Erkenntnis: Es gibt keinen systematischen Zusammenhang zwischen niedrigen CO₂-Emissionen und hohen Baukosten. Teilweise lagen die Kosten für besonders klimaschonend errichtete Gebäude sogar unter dem Durchschnitt.
Diese Erkenntnis hinterfragt ein weit verbreitetes Vorurteil: Die Annahme, dass nachhaltiges Bauen zwangsläufig teurer ist, lässt sich auf Basis realer Daten nicht halten. Vielmehr zeigt sich, dass eine gute Planung, effiziente Materialwahl und eine „lebenszyklusorientierte Betrachtung“ oft wirtschaftlich sogar vorteilhaft sind.
Lebenszyklus statt Baupreis – was wirklich zählt
Ein weiterer wichtiger Punkt der Studie: Der Blick auf die gesamten Lebenszykluskosten – also Bau, Betrieb, Instandhaltung und Rückbau – ist entscheidend. Viele Bauherren betrachten nur den reinen Errichtungspreis. Doch gerade bei modernen Gebäuden verschieben sich die Kosten zunehmend in Richtung Betrieb: Energie, Wartung, Nebenkosten.
Demzufolge können energieeffiziente Bauweise und Heizsysteme langfristig Kosten einsparen. Das zahlt sich besonders in Zeiten steigender Energiepreise aus.
Ein Beispiel aus der Studie: Gebäude mit geringer Klimawirkung im Betrieb zeigten häufig nicht nur bessere CO₂-Werte, sondern auch niedrigere Heizkosten. Ein doppelter Vorteil für Eigentümer, die auf Wertstabilität und Wirtschaftlichkeit setzen.
Graue Emissionen und ihr Einfluss
Neben dem Betrieb eines Gebäudes rückt zunehmend auch eine andere Emissionsquelle in den Fokus der Klimabilanz – eine, die bislang oft übersehen wird: „Graue Emissionen“ – sind die CO₂-Emissionen, die bereits beim Bau durch Herstellung, Transport und Einbau der Materialien entstehen. Bei Neubauten machen diese Emissionen mittlerweile bis zu 50 % der gesamten Klimawirkung aus. Die Materialwahl, insbesondere beim Tragwerk (z. B. Holz statt Beton), hat hier einen großen Einfluss.
Diese „grauen Emissionen“ werden zwar nicht wie Heizkosten ab 2027 direkt besteuert , könnten aber künftig über strengere Vorgaben ebenfalls in den Fokus kommen – etwa durch Einführung von Grenzwerten und Fördervoraussetzungen.
Steigende Baukosten – eine reale Sorge
Gleichzeitig darf man nicht verschweigen, dass die Baukosten in den letzten Jahren stark gestiegen sind. Laut Statistischem Bundesamt haben sich die Preise für Neubauten seit 2020 so stark erhöht wie seit über 50 Jahren nicht mehr. Ursachen sind unter anderem Rohstoffknappheit, hohe Nachfrage und gestiegene Löhne.
Besonders betroffen: Holz, Stahl, Dämmstoffe – genau jene Materialien, die für klimagerechtes Bauen gebraucht werden. Viele Hauseigentümer fragen sich daher zurecht: Wie soll ich mir nachhaltiges Bauen noch leisten?
Hier hilft ein differenzierter Blick: Ja, einzelne Materialien sind teurer. Aber gute Planung, frühzeitige Beratung und die Nutzung staatlicher Förderungen (z. B. KfW) können die Gesamtbilanz verbessern. Und: Die erwähnte Studie zeigt, dass auch unter diesen Rahmenbedingungen kosteneffizient und nachhaltig gebaut werden kann – wenn man den Lebenszyklus mitdenkt.
Sanierungen im Altbau: Milliardenmarkt mit Herausforderungen
Ein weiteres Thema: Die energetische Sanierung von Bestandsgebäuden. Hier schlägt die Studie des Verbändebündnisses Wohnungsbau Alarm: Um die Klimaziele bis 2045 zu erreichen, müssten jährlich bis zu 150 Milliarden Euro investiert werden – insgesamt rund 3,6 Billionen Euro.
Das ist ein gewaltiger Betrag. Und es zeigt: Ohne eine realistische Förderstrategie oder einer Überdenkung der Klimaziele droht Eigentümern eine Kostenlawine, die vor allem bei Altbauten zu stark steigenden Mieten oder gar zu Abriss führen könnte.
Deshalb setzen viele Experten auf einen Mittelweg: realistische Effizienzstandards, kombiniert mit dem Umstieg auf erneuerbare Energien für Heizung und Strom. Für Eigentümer bedeutet das: Nicht jeder Altbau muss zum Passivhaus werden – aber Dämmung, Fenster, Heizsysteme und PV-Anlagen sollten gezielt modernisiert werden, wo es wirtschaftlich sinnvoll ist.
Was bedeutet das für private Eigentümer?
Als Immobilienmakler erleben wir täglich die Sorgen und Fragen von privaten Eigentümern – ob bei der Planung eines Neubaus oder dem Verkauf eines Altbaus. Die neuen Studien zeigen uns:
- Klimafreundliches Bauen ist machbar – auch ohne Mehrkosten.
- Der Lebenszyklus zählt: Langfristig denken zahlt sich aus.
- Förderungen müssen mitgedacht werden – aber sie ersetzen nicht eine gute Planung.
- Nachhaltige Immobilien gewinnen an Marktwert – sowohl bei Käufern als auch bei Mietern.
Unsere Einschätzung
Wir erwarten, dass sich die rechtlichen Anforderungen in den nächsten Jahren weiter konkretisieren – und dass es sowohl Verschärfungen als auch Entlastungen geben wird (z.B. Wohnungsbauturbo, EU-Emissionshandel). Wichtig ist deshalb: Nicht in Panik verfallen, sondern strukturiert planen. Wer frühzeitig mit der Optimierung beginnt, kann Fördermittel nutzen, Handwerkerkapazitäten sichern und zukunftsfest bauen oder sanieren.
Unser Tipp: Lassen Sie sich unabhängig beraten, z. B. durch Energieberater. Die notwendigen Tools und Datenbanken dafür sind inzwischen leicht zugänglich und praxisnah.
Fazit: Klimafreundlich bauen heißt vorausschauend handeln
Die politische Richtung ist klar: Nachhaltigkeit im Gebäudesektor wird nicht mehr nur gewünscht – sie wird eingefordert. Studien zeichnen ein gemischtes Bild:
Einerseits muss nachhaltiges Bauen nicht unbedingt teurer sein und zahlt sich langfristig aus. Andererseits sind die Baukosten in den letzten bereits stark gestiegen – durch erhöhte Lohnkosten und Rohstoffpreise.
Für Eigentümer, die heute sinnvoll investieren, kann dies eine Chance darstellen – nicht nur fürs Klima, sondern auch um den Wert der eigenen Immobilie zu steigern und Heizkosten zu sparen.
➡️ Wir begleiten Sie gern bei dieser Entwicklung – mit Marktkenntnis, strategischem Blick und einem offenen Ohr für Ihre Fragen.
Quellen: Immowelt, DGNB, Ingeneur.de, Architekturblatt, Tagesschau